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Von Theaterzetteln und Postern bis hin zu Album-Covern und Büchern, das Druckdesign hat immer noch große Bedeutung, auch wenn seit einigen Jahren immer wieder zu hören ist, dass das Internet den Druck ersetzen würde. Hier spielt die Nostalgie eine wichtige Rolle —Altes ist wieder modern. Wir verbringen zwar heute mehr Zeit damit, auf unsere Bildschirme zu starren, aber wir hängen uns immer noch gerne coole Poster an die Wand und haben Bücher im Regal. Das Vinyl erlebt ein großes Comeback und damit auch die Album-Cover.
Wir sprechen mit drei Künstlern, die ausgefallene Illustrationen und Designs für Druckprojekte erstellen, die sehr viel cooler sind, als alles, was Sie online finden können.
Sophie Bass
Bristol, Großbritannien
„Ich erstelle meine Designs schon immer von Hand. Für mich ist das der wichtigste und natürlichste Teil beim Design und das, was ich am meisten daran mag. Der anfängliche Mal-/Zeichenprozess fühlt sich organisch und irgendwie magisch an. Die Endbearbeitung von Projekten mit Photoshop ist zwar notwendig, macht mir aber sehr viel weniger Spaß, obwohl ich es auch toll finde, wie das Bild im Computer schließlich zum Leben erweckt wird“, sagt Sohpie Bass. „Ich weiß, dass ich sehr viel Zeit sparen könnte, wenn ich lernen würde, auf dem Computer zu zeichnen. Aber das manuelle Zeichnen ist ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit.“
Sie verbraucht unheimlich viele Notizbücher, weil sie sehr viel Zeit mit dem Zeichnen und Neuzeichnen ihrer Bilder verbringt, um das passende Design für einen bestimmten Job zu finden. „Sobald ich meine Bilder und das nötige Wissen beisammen habe, verbringe ich einen Tag damit, einfach nur zu zeichnen und in meinem Notizbuch Ideen mit neuen Formen und Motiven für den aktuellen Auftrag auszuprobieren. Dann schlafe ich eine Nacht darüber und schaue mir die Zeichnungen am nächsten Tag wieder an, um sie in eine fertige Komposition zu bringen“, sagt sie. Erst, wenn sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, scannt sie die Zeichnungen ein und verfeinert die Farbpalette.
Diese beeindruckenden Poster für verschiedene Clubparties sprühen geradezu vor Energie. Das erste ist ein psychedelisches, exzentrisches Design für einen zweiteiligen Event — es gab zwei Veranstaltungsorte, einen für tagsüber und einen für die Party am Abend. „Die Frauen stehen jeweils für den Tag und die Nacht: eine Sonnengöttin und eine Mondgöttin. Für den Rest des Designs hatte ich tropische Partynächte vor Augen“, merkt sie an.
Für Machaco + Chaca zeichnete sie eine große Soundanlage in der Mitte des Posters, flankiert von zwei mythologischen Frauen. „Ich wurde darum gebeten, neben der Musik pulsierende Energie, Liebe und Respekt vor der Natur, dem Bewusstsein und Feminismus darzustellen. Auf der Tour waren fünf Frauen dabei, die durch die fünf Phönixe repräsentiert werden. Der Phönix spielt in der ostasiatischen Mythologie eine sehr wichtige und symbolische Rolle.“
„Ich höre immer die Musik, für die ich ein Kunstwerk erstelle. Es ist mir wichtig, mir Zeit für diesen Teil des Gestaltungsprozesses zu nehmen, denn dadurch garantiere ich eine echte und persönliche Reaktion in meiner Arbeit“, erklärt Bass. „Normalerweise schreibe ich während dieser Musik-Session sehr viel mehr auf als dass ich zeichne – ich notiere die Bilder, die vor meinem inneren Auge entstehen, die Farben, die ich hören kann, alles, an das mich die Musik erinnert und auch ganz allgemein, wie ich mich dabei fühle. Anschließend gehe ich diese Informationen durch und arbeite damit. Manchmal mache ich auch die Musik noch einmal dafür an, wenn es nötig ist.“ Bei Projekten wie diesem gibt sie den eigentlichen Druckprozess ab, insbesondere, wenn sie mit Plattenfirmen arbeitet. „Ich vertraue den Experten und bisher haben sie mich noch nicht enttäuscht.“
David Plunkert, Spur Design
Baltimore, MD
David Plunkert ist ein international anerkannter Designer und Illustrator, der für seine exzentrischen Collagen bekannt ist, in denen häufig Köpfe auf anatomisch unpassenden Körpern oder ganz ohne Körper dargestellt sind. Diese Collagen sind oft ebenso brillant und wunderschön wie beunruhigend. Seine Illustrationen für das Theatre Project enthalten zwar per se keine Köpfe, aber eindringliche Bilder, die den Inhalt jeder Aufführung darstellen.
Seit 2003 hat Plunkert jedes Jahr vier bis sechs Poster für das Theatre Project von Baltimore gestaltet. „Sie beauftragen mich jedes Jahr mit einer neuen Posterreihe. Wir setzen uns dann zusammen und entscheiden, für welche Aufführungen Poster benötigt werden, basierend darauf, für welche Shows Werbung gemacht werden soll, und welche den interessantesten Inhalt für ein Poster bieten. Der erste Punkt ist dabei jedoch der wichtigste Parameter“ erklärt er.
Die Bilder werden auf den Programmen und Online verwendet sowie als 14 x 23 Zoll-Poster gedruckt, die auf der Straße aufgehängt werden. „In der Regel versuche ich, die Spontaneität der kleinen Skizze beizubehalten. Außerdem versuche ich, den Inhalt der Aufführung wiederzugeben und zu zeigen, ob es sich um ein Drama, eine Komödie, Tanzshow etc. handelt. Im Falle von Senses sind vier menschliche Sinne als Teile eines Gesichts dargestellt. Beine und Füße stehen für den Tastsinn, da es sich um eine Tanzaufführung handelt“, merkt Plunkert an. „Das Bild auf Homebodies ist direkter. Es handelt sich um eine Überarbeitung der wichtigsten Requisite im Stück: eine Artbox, mit der die Künstler interagieren.“
Um Druckkosten zu sparen, werden die Poster in zwei Farben gedruckt. „Normalerweise wähle ich Farben aus, die ich in den Vorjahren nicht verwendet habe“, sagt er. „Die Farben sind konzeptuell für die einzelnen Aufführungen weniger wichtig, sondern sorgen vor allem dafür, dass die jeweilige Posterreihe visuell kohäsiv ist. Ich habe auch versucht, bei allen Postern die gleiche Druckfarbenplatte zu verwenden. Bei den Postern für diese Saison wurde für alle vier Poster dieselbe goldene Platte verwendet, allerdings nicht dieselbe schwarze Druckplatte.“
Die Druckauflagen sind auf 200 bis 250 Stück begrenzt und es wird auf „French Paper“ gedruckt. French hat kürzlich eine Werbebroschüre herausgebracht, in der 36 der Poster aus verschiedenen Saisons enthalten sind.
Zoran Pungercar, Look Back and Laugh
Ljubljana, Slowenien
In diesem kleinen Verlag in Slowenien lacht man gern über sich selbst (werfen Sie nur einen Blick auf seine URL, die zu lang ist, um sie hier anzugeben). Das Drucken nimmt dieser Verlag allerdings sehr ernst. Zoran Pungercar, der Creative Director, experimentiert in all seinen Veröffentlichungen gern mit Bildern, Schriften und Grafiken.
„Dieses Buch handelt von der Untersuchung der Verwandlung von Bildern, Fotos und Grafiken und deren Übersetzung in das Artbook-Format. Dies wird anzüglichen Flirtsprüchen gegenüber gestellt und das Buch ist auf sehr dünnem Zeitungspapier gedruckt, was ganz gut zu billigen Sprüchen passt“, sagt er.
„Ich habe online nach positiven Zitaten gesucht, solche, die die Leute (wie unsere Mütter) normalerweise auf Facebook teilen. In der Regel sieht man da Fettdruck vor Bildern mit Sonnenuntergängen, Natur und anderem anregendem und positivem visuellen Inhalt. Ich habe diese Zitate mit meinen abstrakten Zeichnungen und Collagen kombiniert, um zu sehen, was dabei herauskommt, wenn man zwei völlig unterschiedliche Ideen aus ihrem Kontext herausnimmt“, erklärt er. „Werden diese Texte aufgrund der Bilder daneben ernster genommen oder wirken die Zeichnungen völlig lächerlich weil sie mit diesen Texten kombiniert werden?“
„Dies ist eine sehr einfache Publikation, die lediglich aus Gittern und verzerrten Ausführungen des Buchstaben A besteht. Es ist eine Verspottung der Welt der ernsten, klassischen Grafikdesignhandbüchern, die unter Designern fast so begehrt sind, als wären es religiöse Objekte. Zugleich schreiben diese Handbücher vor, wie wir Grafikdesign wahrnehmen sollen und zeigen nur eine der Möglichkeiten, zu einer Lösung zu kommen, alles andere scheint verboten oder nutzlos zu sein.“