Internet Trends Report 2018: wohin steuert das internet?

Internet Trends Report 2018: wohin steuert das internet?

Giovanni Blandino Veröffentlicht am 6/25/2018

Vor einigen Tagen wurde der bekannte Report von Mary Meeker veröffentlicht, der Daten und Trends des World Wide Web für das Jahr 2018 analysiert. Mary Meeker ist Partnerin der Venture-Capital-Gesellschaft Kleiner Perkins Caufield & Byers und ihr jährlicher Report (die erste Ausgabe erschien 2001) ist inzwischen die Referenz schlechthin für alle Akteure der Digitalbranche.

Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten wir eine Zusammenfassung der News aus dem Report 2017. Heute präsentieren wir die interessantesten Daten aus dem Internet Trends Report 2018. Einige Beispiele: Ende diesen Jahres wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zum Internet haben, in den USA verbringt jeder Einwohner fast 6 Stunden täglich mit digitalen Medien, und es gibt große Fortschritte im Bereich Video und Spracherkennung.

Zudem wirft der Report einen Blick auf China und das empfindliche Beziehungsgeflecht aus Daten, Privatsphäre und technischen Services. Wer noch mehr erfahren möchte: Hier geht es zu den 294 Originalfolien von Mary Meeker.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mit Internetzugang
Im Lauf des Jahres 2018 wird die Zahl der Internetnutzer auf 3,6 Milliarden ansteigen: Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung! Preissenkungen bei Android und die Verbreitung von WLAN-Netzwerken haben entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen.

Auch die Zeit, die wir mit der Nutzung digitaler Medien verbringen, ist gestiegen (+4 % im Vergleich zu 2017): In den USA ist jeder Erwachsene etwa 5,9 Stunden täglich im Internet unterwegs. Das Smartphone hat beim Konsum digitaler Medien an Bedeutung gewonnen (3,3 Stunden pro Tag), während der PC-Einsatz nahezu unverändert geblieben ist (2,1 Stunden pro Tag).

Smartphone: Nullwachstum bei den Verkaufszahlen, aber stärkere Nutzung
Smartphones werden immer günstiger, besser und schneller. Zwar stagnieren die Verkaufszahlen, doch ihre Rolle bei der Nutzung digitaler Medien wird immer wichtiger. Zulegen konnten zudem alle Instant-Messenger-Dienste.

Video: Konsum auf mobilen Endgeräten und neue Contents

Der Videokonsum auf mobilen Endgeräten wächst und wächst: 2018 werden wir täglich mehr als 30 Minuten lang Videos auf unseren Smartphones schauen. In China sind es vor allem Videoinhalte, die zum schwindelerregenden Anstieg der mobilen Datennutzung beitrugen (+168 % im Jahr 2017).
Zudem werden auch neue Videoformate entwickelt. Ein Beispiel ist Twitch: Das Live-Streaming-Portal für Videospiele wird immer stärker genutzt. Dadurch entsteht Raum für neuartige Content-Typen.

Spracherkennung: Spitzentechnologie und hohe Wachstumsraten

Die Spracherkennungstechnologie von Google hat beinahe die menschliche Erkennungsgenauigkeit erreicht (Genauigkeitsrate von 95 %). 2018 dürfte somit zum Wendepunkt in Sachen Sprachtechnologie werden. Ende 2017 lagen die Verkaufszahlen für Amazon Echo in den USA bei über 30 Millionen Stück (2016 waren es noch unter 10 Millionen). Amazon Echo ist der von Amazon entwickelte smarte Lautsprecher, der per Sprachsteuerung bedient werden kann.

Daten und Privatsphäre

Durch die Nutzung persönlicher Daten können die von digitalen Produkten angebotenen Services verbessert werden, was in der Folge zu steigenden Kundenzahlen führt. 38 % der Chinesen wären bereit, persönliche Daten preiszugeben, um im Gegenzug bessere Dienstleistungen zu erhalten. In Italien liegt dieser Prozentsatz bei 28 % und ist damit höher als in den anderen europäischen Ländern (in Großbritannien sind es zum Beispiel 16 % und in Deutschland 12 %).

Liegen die Vorteile, die sich durch das Teilen der Daten ergeben, nicht klar auf der Hand, löscht die Mehrheit der Nutzer das Produkt oder die App (64 %) anstatt die Privatsphäre-Einstellungen zu verändern (47 %).

E-Commerce: Die Bedeutung der Social Media

Der Internethandel wächst. In den Vereinigten Staaten entsprach er 2017 etwa 13 % des stationären Handels, bei einem Umsatz von mehr als 400 Milliarden Dollar. Beim E-Commerce ist ein klarer Trend zur Nutzung mobiler Endgeräte zu erkennen (2017 konnte das Online-Shopping via App im Vergleich zu 2016 um 54 % zulegen), zudem wurde das Online-Erlebnis personalisiert und interaktiv gestaltet.

 

 

Bei der Suche nach einem Produkt beginnen die User hauptsächlich auf Amazon und Google. Entdeckt werden neue Produkte aber in erster Linie in den Social Media. 55 % der Online-Einkäufe wurden getätigt, nachdem die User in den sozialen Netzwerken auf das Produkt gestoßen sind.

Der Report vergleicht überdies Amazon mit seinem chinesischen Wettbewerber Alibaba. Während Amazon bei den Erträgen punkten kann, hat Alibaba einen größeren Außenumsatz (GMV) und investiert, um in Länder wie Indien, Pakistan und Indonesien zu expandieren.

Einwanderung und digitale Innovation

Die letzten Folien des Reports sind eine direkte Botschaft an die Trump-Administration, die die Vergabe von Visa auch für Hochschulabsolventen in wissenschaftlichen Fächern und hochgebildete Einwanderer eingeschränkt hat. In den USA wurden 56 % der höchstbewerteten High-Tech-Unternehmen von Immigranten der 1. oder 2. Generation gegründet. Diese Firmen haben 1,7 Millionen Arbeitsplätze geschaffen.