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„Man kann gute Werbung ohne gute Typografie machen; aber man kann keine großartige Werbung ohne gute Typografie machen.“
Herb Lubalin, Schriftgestalter
Die bedeutendsten Grafikdesigner der Welt, insbesondere jene vergangener Tage, hegten eine Vorliebe für einige wenige Fonts, mit denen sie vertraut waren und die sie wiederholt in ihren Projekten zum Einsatz brachten. Sie strebten nicht nach Vielfalt, sondern nach Zuverlässigkeit und Beständigkeit in Sachen Grafikdesign.
Ihr Fokus lag auf formaler Strenge und unmissverständlicher Information.
Da für die grafische Gestaltung noch keine Computer zur Verfügung standen, waren Raster- und Layoutvorgaben viel strikter, was – außer bei künstlerischen Experimenten – ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung erforderte: Der Einsatz zu ausgeklügelter Schriftarten war daher nicht geboten.
„Typografie ist zweidimensionale Architektur, die auf Erfahrung und Fantasie beruht und von Linealen und Lesbarkeit beherrscht wird.“
Hermann Zapf, Schriftgestalter
Wir wollen unseren Streifzug durch die Lieblingsfonts der bedeutendsten Grafikdesigner nicht, wie so mancher annehmen könnte, mit der weltberühmten Helvetica beginnen, ihres Zeichens Sinnbild des Grafikdesigns.
Stattdessen werfen wir als Erstes einen Blick auf ihre „Wegbereiterin“, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand und bis heute, 120 Jahre später, nichts von ihrem frischen, modernen Charakter verloren hat.
Akzidenz-Grotesk
Die 1898 entwickelte Schriftart wurde in den 1950er-Jahren harmonisiert und erweitert. Sie stand bei zwei überaus berühmten Fonts Pate: Helvetica und Univers.
Ihre Nutzung kommt einer Liebeserklärung an minimalistisches Design und an eine rationale, strenge Ästhetik gleich.
Baskerville
Ein Typografie-Klassiker und einer der schönsten Fonts, die je entworfen wurden: Die älteste Variante entstand bereits Mitte des 18. Jahrhunderts, nach ihrer Überarbeitung ist die Schriftart heute als „New Baskerville“ bekannt.
Klassisch, elegant und ausnehmend gut lesbar. Times New Roman kann dem Vergleich mit einer so unverwechselbaren und gut konstruierten Schrift nur mit Mühe standhalten.
Bei Überschriften in Großbuchstaben und großer Schriftgröße funktioniert sie gut, aber auch kleiner gesetzt ist sie für sehr lange Texte hervorragend geeignet: Bestes Beispiel sind die Bücher des italienischen Verlags Adelphi Edizioni, der sie seit Jahren nutzt, um dem Verlagsprogramm „Charakter“ zu verleihen.
DIN 1451
Sind ein modernes Design und ein linearer, gleichzeitig funktionaler Font gefragt, so gehört diese Schriftart zu den Favoriten.
Die DIN ist die Weiterentwicklung einer Schriftart, mit der preußische Bahnhöfe beschriftet waren. 1936 wurde sie zur deutschen Normschrift und war per Gesetz in zahlreichen Bereichen vorgeschrieben (etwa für Schilder und Hausnummern). Wie man deutlich erkennen kann, beruht dieser Font auf den revolutionären Ideen des Bauhaus und nicht etwa auf jenen des seinerzeit herrschenden Regimes.
Jeder Designer verwendet diese Schriftart mindestens einmal in seinem Leben.
Berühmtes Beispiel: das Album „Automatic for the people“ von R.E.M.
Der Font funktioniert so gut, dass er in vielen europäischen Ländern zur Standardschrift für Straßenschilder wurde.
Zudem ist er auch auf etlichen Verpackungen zu finden, insbesondere bei Produkten, deren industrieller Charakter herausgestrichen werden soll, wie beispielsweise bei Farben und Lacken.
Sabon
Eines der Meisterwerke aus der Hand des bekannten Grafikdesigners Jan Tschichold. Die Auftragsarbeit entstand 1966 und ist eine Variation der berühmten Garamond (auf die wir gleich noch zu sprechen kommen): Dem Schriftgestalter gelang eine einzigartige Balance aus Eleganz, Originalität und Lesbarkeit.
Bei der Entwicklung dieses Fonts lag der Fokus auf dem Buchdruck, wie die folgenden Beispiele zeigen, eignet er sich aber auch für die Gestaltung namhafter Logos.
Garamond
Ein klassischer, funktionaler Font wie Garamond darf in der Schriftensammlung keines guten Grafikdesigners fehlen – ganz gleich um welche der unzähligen Varianten es sich handelt, die rund um die Welt entworfen wurden.
In Italien ist die Schriftart so stark mit Bildung und Kultur verknüpft, dass die meisten Verlagshäuser – von Einaudi bis Bompiani, von Rizzoli bis Guanda und viele mehr – Garamond verwenden.
Eine der populärsten Varianten kommt bei Apple zum Einsatz.
Dank seiner Vielseitigkeit ist der Font in unzähligen Anwendungsbereichen zu finden: Die altehrwürdige Serifenschrift entstand bereits im 16. Jahrhundert und wurde mehrfach überarbeitet und weiterentwickelt.
Sie ist der umstrittenen Times New Roman vorzuziehen, zumal einige Varianten Zahlen und Kursivschnitte von unvergleichlicher Eleganz aufweisen.
„Eine wirklich kleine Schriftensammlung“, mag mancher von Ihnen nun denken, doch ausreichend für einen guten Grafiker, wie der bekannte italienische Designer Massimo Vignelli, der in die USA emigrierte (erinnern Sie sich noch an seine grafische Umsetzung des New Yorker U-Bahn-Netzes?), vor einigen Jahren in einem Interview sagte (Quelle: https://bigthink.com/)
„Sehr großzügig betrachtet gibt es nur rund ein Dutzend wirklich gute Schriftarten. Ich selbst habe tatsächlich nicht mehr als drei oder vier davon im Lauf meines Lebens verwendet …“