Wenn wir uns unsere Kindheit in Erinnerung rufen, hatte eigentlich jeder von uns ein Lieblingsbuch, in das wir uns stundenlang vertiefen und an dessen Zeichnungen wir uns nicht sattsehen konnten. So liebenswerte Romanfiguren wie der kleine Prinz, der kleine Tiger von Janosch, Momo oder Kalle Blomquist wären nicht Teil unseres kollektiven Bewusstseins, wenn wir nicht die Illustrationen in diesen Büchern hätten ansehen und berühren können, die den Figuren erst Leben verliehen.
Mit solchen Superhelden und -heldinnen auf dem Papier wuchs auch Marisa Morea (geboren 1982 in Madrid) auf. Was sie sich allerdings als kleines Mädchen nicht hätte vorstellen können, ist, dass sie Jahre später selbst die Abenteuer neuer Helden illustrieren würde, die den Alltag nachfolgender Generationen begleiten sollten.
„Das erste Kinderbuch, das ich illustrierte, war El tesoro más precioso del mundo (2007), vom Verlag SM El Barco del Vapor. Hier ging es nicht nur um ein Bilderbuch, sondern um ein Buch mit verschiedenen Kapiteln bzw. um Erzählliteratur,“ erklärt uns Marisa. „Diese faszinierende Geschichte handelt von der Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen sowie von der Fantasiewelt der Marionetten, Prinzessinnen und Drachen“, beschreibt die Illustratorin weiter.
Morea begann ihre Laufbahn zwar mit Zeichnungen für Erwachsene, doch es war schon immer ihr Wunsch gewesen, in die Illustration von Kinderliteratur einzusteigen. „Diese Kinderbuchkollektion, ‘El Barco de Vapor’, gibt es schon seit vielen Jahren. Ich selbst habe Bücher daraus in der Schule gelesen und verbinde sie deshalb mit vielen positiven Erinnerungen.“
Beim Zeichnen versucht die Illustratorin nicht, sich in die Kinder hineinzuversetzen, sondern sieht die Kinder eher wie Erwachsene. „Ich denke, dass ich mit dem, was mir gefällt, eine Verbindung zu den Kindern aufbauen kann. Vielleicht ist aber auch bei Kinderbuchillustratoren ‘das Kind in uns’ noch besonders lebendig.“
Die Illustratorin verleiht ihren Figuren Leben, indem sie ihre digitale Arbeit mit anderen eingescannten Materialien kombiniert. Dies ermöglicht ihr, vielfältiger mit Farben und Texturen zu arbeiten. „Meine Arbeit läuft zwar eigentlich digital ab, aber ich verwende auch häufig den Scanner, um meinen Zeichnungen noch weitere Texturen wie Aquarell, Gouache oder Buntstifte hinzuzufügen.“
Wenn sie aus den Hunderten von Illustrationen, die ihre Fantasie geschaffen hat, eine auswählen müsste, würde sie sich für den sympathischen Bär des Werks Books aren’t for Bears entscheiden. Morea wählte diese Zeichnung auch für die Titelseite einer Reihe von Notizbüchern, die sie von Pixartprinting drucken ließ. „Dieser Bär hat mir in der Welt der Kinderbuchillustration viele Türen geöffnet”, sagt sie.
Die Illustratorin verwendet die Notizbücher für Skizzen und zum Notieren von Ideen, wenn sie auf Reisen ist, und hat sich überlegt, einige davon unter ihren Followern auf Instagram zu verlosen, die davon ganz fasziniert sind. Als Expertin der Kunst aus Papier und Bleistift weiß sie genau, wie das ideale Skizzenbuch sein muss. „Es muss in die Handtasche passen, darf aber auch nicht zu klein sein. Außerdem sollte das Papier glatt sein, aber auch stark genug, damit es dem verwendeten Zeichenmedium standhält.“
Marisa gönnt sich keine Pause. Ende des Jahres sollen vier neue Titel mit ihren Illustrationen erscheinen. Seit sie sich vor vier Jahren dafür entschied, nur noch als Illustratorin zu arbeiten – und dafür ihre Arbeit als Kunstdirektorin in der Werbung aufgab –, hat sie durchgehend gearbeitet. „Ich möchte auch in Zukunft Bücher illustrieren.“
Obwohl sie bereits für internationale Verlage wie SM, Penguin Random House, Nosy Crow, Sterling oder Simon and Schuster gearbeitet hat, möchte sie ihren Kundenstamm kontinuierlich erweitern. Mit diesem beeindruckenden Werdegang hat sie sich ihren Kindheitstraum erfüllt. Um es mit den Worten von Walt Disney, dem Vorbild eines jeden Kinderbuchillustrators, zu sagen: „Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun. Denk immer daran: Mit einer Maus fing alles an.“