Mitarbeiterzeitschriften in Unternehmen

Mitarbeiterzeitschriften in Unternehmen

Alessandro Bonaccorsi Veröffentlicht am 5/13/2019

Die Mitarbeiterzeitschrift können wir als Zeitung eines Unternehmens bezeichnen. Sie hat zum Ziel, die Stakeholder mittels einer offiziellen Quelle über alle Neuigkeiten im Zusammenhang mit dem Unternehmen auf dem Laufenden zu halten, und so zu vermeiden, dass diese durch Dritte in Erfahrung gebracht werden. Vor allem ist sie, oder zumindest war sie es in einer Zeit bevor die Computer den Berufsalltag beherrschten, ein Instrument, mit dem die Werte und die Kultur eines Unternehmens vermittelt wurden.

Sie ist kein Werbeinstrument, oder zumindest ist sie es nicht direkt, kann aber als Mittel zur Vertiefung von Inhalten und sogar zur Reflexion angesehen werden. Deshalb ist es womöglich besser, wenn sie von der Personalabteilung oder der Abteilung für Unternehmenskommunikation verwaltet wird, und nicht von der Marketingabteilung.

Weshalb die Mitarbeiterzeitschrift wichtig ist

Die Mitarbeiterzeitschrift ist das ideale Instrument zur Kommunikation von erzielten Ergebnissen, technologischen Innovationen, neuen Services und Produkten, aber auch von Firmenveranstaltungen, die die Mitarbeiter oder den gesamten Bereich der Dienstleister, Zulieferer, Reseller und Händler betreffen. Sie ist unverzichtbar, um dem Informationsfluss und der Aktualität der Unternehmenskommunikation Kontinuität zu geben.

Darüber hinaus ist sie, wie wir bereits erwähnt haben, ein Instrument zur Verbreitung der Unternehmenskultur, sofern sie existiert und gut verwurzelt ist. Jedes kleine oder mittelgroße Unternehmen zum Beispiel ist ein Gebilde, das sich in einem bestimmten Umfeld entwickelt und kontinuierlich mit diesem interagiert, sowohl auf positive als auch auf negative Art und Weise, und das oftmals entscheidenden Einfluss auf die Gemeinschaft hat. Mit einer Mitarbeiterzeitschrift kann man auf effiziente Art und Weise darüber berichten, wie das Unternehmen arbeitet, handelt und sich der Gesellschaft gegenüber aufstellt, um die eigenen Werte auch auf diese zu übertragen.

Die Mitarbeiterzeitschrift: Beispiele aus der Vergangenheit

In Italien beginnt sich das Instrument der Mitarbeiterzeitschrift nach dem Ersten Weltkrieg zu entwickeln und zu verbreiten. Große Unternehmen und Industriekonzerne investieren Ressourcen, um Kultur zu vermitteln, die gesellschaftliche Debatte anzukurbeln und Innovation für Ihre Mitarbeiter zu schaffen.

Die Bilder stammen von der Webseite www.houseorgan.net

Als erstes italienisches Beispiel für eine Mitarbeiterzeitschrift könnte man das Bollettino delle Assicurazioni Generali ansehen, das bis 2010 von dem italienischen Versicherungskonzern herausgegeben wurde. Auch Fiat produzierte ein paar Jahre lang seine eigene Zeitschrift. Eines der herausragendsten Beispiele jedoch ist „Civiltà delle Macchine“ („Zivilisation der Maschinen“) von Finmeccanica – von den 50ern bis in die 70er-Jahre – mit Beiträgen von Intellektuellen wie Gadda, Quasimodo, Ungaretti, Bo und weiteren. Außerdem Pirellis „Fatti e Notizie“ („Ereignisse und Nachrichten“), die 1950 ins Leben gerufen wurde und bis heute gedruckt wird.

Außerdem gibt es sowohl die aus redaktioneller als auch aus grafischer Sicht bedeutende Beispiele wie die Publikationen von Italsider, Eni, Pirelli, Rai und Rinascente.

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Der Ansatz von Adriano Olivetti hingegen war ein anderer. Von 1946 bis zu seinem Todesjahr 1960 produzierte er die Zeitschrift „Comunità“, ein regelrechtes kulturelles Manifest einer neuen Auffassung von Firmenleben und Gesellschaft.

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Man stelle sich einmal vor, dass die Kommunikationsabteilungen dieser großen Unternehmen anstandslos Dichter, Schriftsteller und Künstler miteinbezogen haben, ohne das intellektuelle Abdriften der eigenen Publikationen zu fürchten.

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Darüber hinaus wurden die Zeitschriften von  großen Artdirectors und Designern wie Pino Tovaglia, Eugenio Carmi, Italo Lupi, Massimo Vignelli, Max Huber, Giancarlo Illiprandi, Albe Steiner und vielen anderen entworfen.

Die Mitarbeiterzeitschrift heute

So wie sich die Zeiten ändern, ändert sich auch die Mitarbeiterzeitschrift. So lässt sie in manchen Fällen sogar die Firmenmauern hinter sich und verschmilzt mit den vermarkteten Produkten des Unternehmens.

Vor allem aber beginnt sie sich zu differenzieren und sich in ein Kommunikationsmedium zu verwandeln, das durch verschiedene Kanäle geht: von Papier zu einem digitalen Medium und somit ins Internet. Oder sie verändert ihre Form und wird zu einer Art Storytelling oder zu einem Teil der sozialen Verantwortung des Unternehmens. Produkte wie der Nachhaltigkeitsbericht ersetzen in manchen Fällen die regelmäßige Beziehung zu Mitarbeitern und Stakeholdern. Interne Blogs generieren genau wie Newsletter einen hochaktuellen Informationsfluss.

Trotz der neuen technologischen Möglichkeiten hält das Papiermagazin der Zeit stand und bleibt ein bevorzugtes Kontaktmittel zwischen Unternehmen und interner Welt, wobei man unter interner Welt nicht mehr nur die Angestellten, sondern auch Kunden und Spender versteht. Aktuelle Beispiele sind die von den Non-Profit-NGOs an ihre Spender ausgegebenen Magazine (Emergency, Ärzte ohne Grenzen, Greenpeace, Save The Children etc.), die per Post versendet werden. Ein weiteres außergewöhnliches Beispiel sind Kataloge, wie die von Lush und Ikea, die inmitten ihrer beworbenen Produkte in Form von Business-Storytelling und was dort intern vor sich geht erzählen (oder zumindest ist es die Art und Weise, auf die sie es erzählen).

Die Bedeutung von Business-Storytelling

Die eigene Vision nach außen zu tragen sollte Aufgabe eines jeden Unternehmens sein, ob groß oder klein. Leider ist in Italien in den letzten Jahrzehnten die eigentliche Idee von Unternehmenskultur verloren gegangen und als besondere Eigenschaft der großen Konzerne übrig geblieben. Und das obwohl eigentlich jedes kleine oder mittelgroße Unternehmen Einfluss hat, wenn auch nur an seinem Standort, und um sich herum eine Gemeinschaft schafft, die nicht nur aus Mitarbeitern und ihren Familien besteht, sondern auch aus Zulieferern, Kunden und all denjenigen, die regelmäßig mit dem Unternehmen zu tun haben.

Think Magazine IBM (französische Ausgabe), Quelle: https://www.designspiration.net

Eine Mitarbeiterzeitschrift ist für ein Unternehmen bis heute eine der besten Möglichkeiten, die eigenen Werte zu vermitteln und sie denen gegenüber zu vermitteln, die sie sowieso schon schätzen und tagtäglich mit ihnen zu tun haben. Sie ist ein wichtiges Element, um sich einen Ruf aufzubauen, ihn aufrecht zu erhalten und um auf bewusste und aktive Weise mit der Wirklichkeit in Kontakt zu treten.

Die Umsetzung einer Mitarbeiterzeitschrift

Die meisten italienischen Unternehmen sind klein bis mittelgroß und haben wahrscheinlich keine eigene Kommunikationsabteilung. Die Gestaltung einer Mitarbeiterzeitschrift ist bei Weitem keine leichte Aufgabe: Wenn man die Ressourcen jedoch gekonnt einsetzt, kann man beachtliche Ergebnisse erzielen. Wir zeigen Ihnen im Folgenden die Schritte, die bei der Erstellung einer Mitarbeiterzeitschrift zu beachten sind.

1.Inhalte schaffen

Natürlich müssen die geschriebenen Inhalte interessant sein und es sollten redaktionelle Richtlinien eingeführt werden. Es geht nicht darum, ein geselliges Abendessen unter Kollegen anzukündigen, sondern die Werte und die Kultur des Unternehmens weiterzugeben. Heutzutage ist es kein Problem, die Ressourcenverteilung zu optimieren, indem die Ressourcen für Web Content und für die Mitarbeiterzeitschrift geschickt miteinander verknüpft werden. Und das ist nicht alles: Das Unternehmensmagazin kann auch Raum für einflussreiche oder aufstrebende Persönlichkeiten der Branche bieten und deren Professionalität für sich nutzen.

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2.Die Gestaltung des Layouts

Es mag abgedroschen klingen, aber die äußere Form ist grundlegend und muss sowohl mit der Vision des Unternehmens als auch mit der Corporate Identity abgestimmt sein. Bei der Gestaltung des Layouts muss man auch den Stil, die Anordnung und die verwendeten Bilder beachten: Es empfiehlt sich, mit einem professionellen Grafiker und einem guten Fotografen zusammenzuarbeiten. Das Ergebnis muss in jeder Hinsicht einer Zeitschrift ähneln, gerne auch mit ihren Besonderheiten und Unterschieden, die von den redaktionellen Vorgaben des Unternehmens abhängen.

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3.Produktion und Druck

Es ist sinnvoll, die Mitarbeiterzeitschrift sowohl in Papierform als auch digital zur Verfügung zu stellen. Bei der Papierversion muss man auf die Wahl der Papiersorte achten: Die Leser werden das Produkt als Zeitschrift wahrnehmen, daher sollten Haptik und Optik dem ähneln, was man am Zeitschriftenkiosk für gewöhnlich durchblättert.
Dasselbe gilt für das Format (normalerweise verwendet man Formate, die sich für den Versand in einem Kuvert eignen): Neben dem Klassiker DIN A4 kann man auch andere Formate ausprobieren und sich dabei an berühmten Zeitschriften oder an Publikationen großer Marken orientieren.
Was die Bindungsart betrifft, so sollte man eine Klebebindung für bedeutende, luxuriöse und einflussreiche Publikationen wählen, während sich hingegen eine Spiralbindung für dynamische, frische und leichte Produkte eignet.

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Es gibt Hoffnung, dass die Mitarbeiterzeitschrift wieder zu einem richtungsweisenden Element der Unternehmenskommunikation wird, weil man damit das Interesse den Menschen und der Gemeinschaft gegenüber vermitteln kann. Es ist eine Art, sich auszutauschen, und vor allem auch zu vermeiden, dass die Unternehmenssprache dem Marketing und dem Verkauf vorbehalten bleibt, ohne die Möglichkeit, Verbindungen herzustellen, die über das Verhältnis zwischen Kunde und Verbraucher hinausgehen.