Bei der großen Anzahl an neuen Mikrobrauereien auf dem Markt, die zudem heißbegehrten Platz in den Regalen der Ladengeschäfte belegen, ist es heute wichtiger als je zuvor, mit einem einprägsamen Verpackungsdesign zu punkten, das sich von der Menge abhebt. Als sich Ommegang Brewery mit Sitz in Cooperstown, New York, entschied, seiner Marke ein Update zu verpassen, beauftragten sie den französischen Illustrator Yann Legendre, um ihren Verpackungen neues Leben einzuhauchen.
Jedes Bier hat seine eigene lustige Geschichte, sodass ein Künstlergeist nötig ist, um die verschiedenen Eigenschaften darzustellen und zum Leben zu erwecken. Legendre merkt an: „Sie suchten nach einem Künstler, der die Kunst mit einem Gespür für Bewegung, Offenheit, Storytelling und Scharfsinn kombiniert und auf diese Weise sowohl ihre Geschichte würdigt als auch ein stylisches, dynamisches und modernes Konzept widerspiegelt.“
Er lobt den Art Director von Ommegang, Larry Bennett, für die Konzipierung seiner cleveren Geschichtsideen. „Normalerweise suchen wir nach einer Idee für eine Geschichte, die zu einer Idee für das Brauen führt, die wiederum eine noch bessere Idee für eine Geschichte entstehen lässt“, so Bennett. „Da wir auf eine erfolgreiche Vergangenheit im belgischen und amerikanischen Brauereiwesen zurückblicken können, kommt es nicht oft vor, dass wir ein Kaninchen aus dem Hut zaubern müssen. Außer, wenn die Geschichte mit Zauberei zu tun hat.“
Um die Erzählung zum Leben zu erwecken, erschuf Legendre überzeugende Figuren. Für das Bier mit dem Namen „Three Philosophers“ zeichnete er beispielsweise einen kopflosen Mann, der mit drei Köpfen jongliert. „Die Geschichte entwickelte sich ausgehend von drei Philosophen aus einem Stück von William Blake (Island in the Moon), die sich darüber unterhalten, warum, wie und ob sie jemals etwas Bemerkenswertes erreichen würden“ sagt er. Aus diesem Grund hat jeder Kopf einen zweifelnden Gesichtsausdruck.
„Für jedes Projekt lieferte mir Larry die zugehörige Geschichte und eine Auswahl an visuellen Referenzen oder Ideen“, erinnert sich Legendre. „Er gab mir nie vor, was genau ich zeichnen sollte. Er war vielmehr daran interessiert, wie ich die Geschichte interpretieren und ihr eine neue Ebene verleihen würde. Die Geschichten ähnelten Märchen mit verschiedenen Charakteren und Kulissen. Es hat wirklich Spaß gemacht, daran zu arbeiten.“
Legendre zeichnete alles in Schwarz-Weiß und danach kehrte Bennetts Team die Zeichnung um und setzte sie in vielen Fällen auf einen farbigen Argyle-Hintergrund. „Wir entwickelten eine Farbpalette, die zu den verschiedenen Bieren und Jahreszeiten passt. Weizenbiere haben zum Beispiel warme, sommerliche Farben, während Winter-Ales eher kühle Farben haben“, so Bennett. Es kam darauf an, für die Produktion die richtige Vorarbeit zu leisten, was besonders wichtig ist, wenn man, wie in diesem Fall, mit mehreren Druckanbietern zusammenarbeitet. „Die Etiketten werden von einem Unternehmen gedruckt, die Vierer- und Sechserpacks von einem anderen und die Kartons von einem dritten. Jeder Druckanbieter ist auf seine Aufgabe spezialisiert und sie sprechen sich außerdem mit mir und untereinander über die farbliche Abstimmung ab. Wir tauschen Skizzen, Farbspäne und Druckbeispiele untereinander aus, um alles aufeinander abzustimmen.“
Erfreulicherweise funktioniert dieses System. Die frischen Darstellungen des Künstlers lassen die Verpackung hervorstechen und erwecken die Charaktere, genau wie es beabsichtigt ist, zum Leben. Legendre ist für seine riesigen Poster bekannt, die in Pariser Schaufenstern hängen. Deshalb stellte er sich bei diesem Projekt vor, die Etiketten seien eine Art Miniposter, und berücksichtigte dabei, wie sie produziert und präsentiert werden sollten. „Ich verbringe viel Zeit damit sicherzustellen, dass alle meine Illustrationen perfekt für die jeweilige Drucktechnologie geeignet sind, egal ob Siebdruck, Heißfolienprägung oder Offset-Druck.“
Legendre ist von dem gesamten Produktionsprozess extrem begeistert. „Mir kommt es so vor, als würde der Druck meinen Werken neues Leben einhauchen. Ich fühle mich der Druckkunst sehr verbunden. Mein Großvater war Buchbinder, sodass ich schon in sehr jungen Jahren mit diesem Metier in Kontakt kam. Die Qualität des Papiers und der Geruch der Farben, des Leders und des Klebstoffs usw. – das alles ist tief in mir verwurzelt und beeinflusst meine Arbeitsweise.“
All diese Überlegungen zahlten sich für die Brauerei aus, die seit der Einführung der neuen Verpackungen mit Legendres Illustrationen einen Umsatzanstieg verzeichnete. „Ich bewunderte Yanns Arbeit schon seit Jahren. Deshalb war er meine erste Wahl für dieses Projekt. Seine Illustrationen bauen auf einer starken, konzeptionellen Basis auf und sie übermitteln unsere Ideen auf perfekte Weise“, erklärt Bennett.